Nach langem Schweigen gibt es jetzt endlich wieder was zu lesen. Mein ehemaliger Mitbewohner schlug mir vor kurzem vor, durch die Niederlande zu fahren, da er sich auf Texel, der ersten friesischen Nordseeinsel, das königliche niederländische Institut für Meeresforschung NIOK anschauen wollte. Da ich im Frühjahr eh vorhatte eine Woche auf dem Rad zu verbringen und die Niederlande bisher nicht kannte, fiel mir die Entscheidung nicht schwer mitzufahren.
So ging es von Emmerich am Rhein in die Niederlande über Arnheim (in dessen Nähe ich in einem Wald die Nacht verbrachte) und Utrecht (wo mir knapp bekleidete Frauen von Hausbooten auf der Vecht aus zuwinkten) nach Amsterdam. Dort traf ich Matthias und ab ging es nach Norden. Der Wind kam zumeist von vorne, so dass dieser Tag doch sehr anstrengend war. Nicht weniger als 208 km standen am Ende dieses Tages auf dem Fahrradcomputer, aber immerhin, wir schafften gerade noch die letzte Fähre nach Texel, nachdem Matthias auf dem kurvenreichen Radweg durch die Dünen einen 30er Schnitt gebrettert hatte.
Kurz vor der Fähre nach Texel bei Den Helder
Texel ist eine wirklich schöne Insel. Die Dünenlandschaft erinnert sehr an die französische Atlantikküste. Überall steht Heidekraut auf den Hängen. Im Hinterland gibt es hübsche kleine Örtchen und große, aufblühende Tulpenfelder, so dass die Tage sehr farbintensiv waren. Der Wind ließ allerdings nie nach, so dass wir mal mit Gegenwind mal mit Rückenwind unsere Kilometer schrubbten.
Ein Regenwassersee zwischen den Dünen auf Texel
Blühende Tulpenfelder auf -2 m NN
Ein weiterer Höhepunkt war der Abschlussdeich, der das Wattenmeer vom Ijsselmeer trennt. 30 km gerade aus, kalter Wind von vorne und kein Ende in Sicht. Nach einem Tag auf dem Rad eine psychische Belastungsprobe am Abend. Aber auch dann gibt es noch Kuriositäten, über die man lachen kann. Zum Beispiel der Camping- bzw. Schrebergartenplatz in der Mitte des Deiches. Tankstelle, Autobahn, Deich und ein paar eingezäunte Wohnwagen: was gibt es Schöneres?! Wir hielten fest, dass wir nicht alles verstehen müssen, was die Holländer treiben.
An der Nordsee auf Texel
So vergingen die nächsten Tage bis nach Bremen mit Rückenwind, dem Deich zur Linken und der Sonne zur Rechten. Wir trafen einen Schweizer, den wir 110 km im Windschattenschlepptau bis nach Delfzijl mitnahmen, bekamen Sonnenbrand und schauten abends Filme im Zelt. Bei Nieuweschans ging es nach Deutschland, wo sich die Landschaft nur zum Teil änderte: es blieb flach, aber die Deiche waren kleiner. Wir sahen mehr Kühe, fuhren nicht mehr an der Küste sondern an Flüssen und hatten noch immer Rückenwind. Daher ist es kein Wunder, dass wir einen Tag früher in Bremen ankamen, nachdem wir einen Tagesschnitt von 160 km fuhren. Aber so spannend war die Landschaft nicht, dass man sich darin lange hätte aufhalten können. Der Pausetag in Bremen heute ist also absolut notwendig. Morgen geht es noch mit dem Rad weiter nach Hamburg. Dann dürften 800 km voll sein. Bis dann!
Vytas